Kennzahlenproblematik Betriebsergebnis
Betriebswirtschaftliche Behandlung von Einbrüchen und anderen Schadensereignissen (z. B. Unwetter, Flutkatastrophen)
Ein Einbruch, Überfall oder Großschadensereignis ist nichts Angenehmes, jedoch ein Grundrisiko in quasi jedem Geschäftsbereich. Neben den materiellen Schäden wird häufig ein zusätzlicher Imageschaden bei der Hausbank durch unachtsame Verbuchungen hervorgerufen, der das Unternehmen bei der Jahresabschlussbesprechung im Folgejahr, dann ist der Schaden meist schon vergessen, in einen Erklärungsnotstand bringen kann.
Der Fall:
Ein Einbruch verursachte einen Materialschaden von 200 TEuro an gestohlener Ware und 100 TEuro Gebäudeschaden. Dieser Schaden wurde zu 100% von der Versicherung beglichen.
In der GuV wird schließlich ein Betriebsergebnis von -200 TEuro und ein vorläufiges Ergebnis von 100 TEuro ausgewiesen.
Was ist schiefgelaufen?
In der betriebswirtschaftlichen Zahlenanalyse wird für viele Kennzahlen auf das sog. Betriebsergebnis zurückgegriffen (z. B. Umsatzrentabilität, etc.). Ist das Betriebsergebnis wie in unserem Fall negativ, so ist das Unternehmen betriebswirtschaftlich gesehen nicht profitabel und somit die Kreditwürdigkeit infrage gestellt. 300 TEuro aus dem neutralen Ergebnis wurden zwar berücksichtigt, führen letztlich jedoch zu keinem anderen Kennzahlenergebnis.
Die Ursachen für diese Irritationen liegen bei Unternehmer und Steuerberater gleichermaßen. Der Unternehmer gibt seine Rechnungen brav zum buchen ab und der Steuerberater lässt i. d. R. ordnungsgemäß einbuchen. Dabei kommt es häufig zu folgender Zuordnung:
- Die wiederbeschaffte Ware wird zum EK in den Wareneinkauf eingebucht.
- Die Reparaturleistungen der Gebäudeschäden werden in den Gemeinkosten verbucht.
- Die Versicherungserstattung wird als neutraler Ertrag gebucht.
Dieses Vorgehen mag steuerrechtlich in Ordnung sein, führt aber betriebswirtschaftlich dazu, dass die Kosten ins Betriebsergebnis einfließen und die Erstattungen ins neutrale Ergebnis. Summa summarum bleibt das vorläufige Ergebnis gleich, aber die betriebswirtschaftlichen Kenngrößen ändern sich gewaltig.
Mein Lösungsvorschlag:
Mein Vorschlag, dieses Problem vernünftig zu lösen, läuft darauf hinaus, im Bereich des neutralen Ergebnisses zwei zusätzliche Konten einzuführen:
- Aufwendungen aus Einbruch / Großschadensereignis vom xx.xx.xxxx
- Erstattungen aus Einbruch / Großschadensereignis vom xx.xx.xxxx
So könnte man den o. g. Schaden wie folgt verbuchen:
- Festsetzung der gestohlenen Ware zum EK gem. Warenwirtschaft, Inventur bzw. Lieferantenrechnung
- Ausbuchung der gestohlenen Ware auf das Aufwandskonto "Einbruch / Großschadensereignis"
- Buchung der Reparaturrechnung auf das Aufwandskonto "Einbruch / Großschadensereignis"
- Buchung der wiederbeschafften Ware als normaler Wareneinkauf auf das Wareneinkaufskonto
- Buchung der Versicherungserstattungen auf das Erstattungskonto "Einbruch / Großschadensereignis"
- Buchung und Gegenbuchung der Vorsteuer gem. gesetzlicher Vorschriften
Ihr Vorteil:
Mit diesem Lösungsansatz sind alle Buchungen betriebswirtschaftlich korrekt zugeordnet.
- Das Betriebsergebnis ist nun nicht mehr durch die Kosten des Einbruchs / Großschadensereignis belastet und beläuft sich in unserem Beispiel nunmehr auf +100 TEuro.
- Im neutralen Ergebnis wird nur noch die Differenz aus Kosten und Erstattung relevant; bestenfalls +/- Null, soweit die Versicherung alles bezahlt hat.
- Der Einbruch / das Großschadensereignis wird als das behandelt, was er ist - eine betriebsfremde Leistung.
Mit dieser Buchungsvariante vermeiden Sie unnötigen Ärger bei der Kennzahlenanalyse und Ihre GuV sieht insgesamt stimmiger aus. Was es für Sie bedeuten kann, wenn Ihre Kennzahlen nicht stimmen, entnehmen Sie bitte meinem Beitrag zum Baseler Rating.
Das Beispiel lässt sich problemlos auf ähnlich gelagerte Großschadensereignisse wie Unwetterereignisse, Flutkatastrophen, etc. mit Versicherungserstattung oder staatlicher Beihilfe übertragen.
Sollten Sie selbst von einem Einbruch oder Großschadensereignis betroffen sein, sprechen Sie die o. g. Situation gerne mit mir durch, ggf. gibt es weitere Lösungsoptionen, die Ihre Situation verbessern.